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Hermann Maurer, Friedrich Berg, Die Sammlung Bauer. Archäologische Funde aus der Umgebung von...

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Das Waldviertel 53/3, 2004

Friedrich Berg/Hermann Maurer

Die Sammlung Bauer:

Die Sammlung Bauer 1229

Archäologische Funde aus der Umgebung von Drosendorf

I. Biographische Daten

In der beachtlichen Reihe jener Waldvierder Heimatforscher, deren besonderes Interesse der Ur- und Frühgeschichte gegolten hat, darf der Name Bauer nicht fehlen. Wenngleich Raimund Bauer, im Vergleich zu Candid Ponz von Engelsho­fen, Johann Krahuletz, Josef Höbarth und Pranz Xaver Kießling, um nur einige Namen zu nennen, in einem sehr eng umgrenzten Bereich tätig gewesen ist, sollte seine Forschungsarbeit nicht unterschätzt werden. Die Ergebnisse gebüh­rend zu würdigen, wird hier von zwei Autoren, die persönlich zu ihm in engem Kontakt gestanden sind, wenigstens ansatzweise versucht.

Bereits der Vater von Dr. Bauer, der Wirtschaftsbesitzer Johann (Hans) Bauer aus Heinrichsreith, war mit Ing. Pranz Xaver Kießling bekannt und steuerte so manchen Fund zu dessen Sammlung bei. Kießling, gern gesehener Gast im Hause Bauer in Heinrichsreith, wurde zum Vorbild für den damaligen Horner Aufbaumittelschüler Raimund Bauer. Bald begann dieser selbst auf den heimat­lichen Feldern nach prähistorischen Relikten zu suchen. Bereits im Jahr 1935 barg er zahlreiche Oberflächenfunde der spätneolithischen Wolfsbachkultur auf der, teils zum Gemeindegebiet von Drosendorf gehörenden, Flur ,.Heide". Auch die namengebende Siedlungsstelle in der Katastralgemeinde Wolfsbach wurde von ihm seit 1935 abgesucht. Eine handschriftliche Aufzeichnung Dr. Bauers, die seine Tochter, Frau Schulrat Kraus!, zur Verfügung gestellt hat, verdient es, hier im vollen Umfang wiedergegeben zu werden. Sie befindet sich in einem Notizbuch aus dem Jahr 1954. In diesem sind auch Skizzen und Anmerkungen zur Fundstelle Obenaus (KG. Oberthürnau) vom November 1963 enthalten. Als Beispiel für die gewissenhafte Forschungstätigkeit von Dr. Bauer sei nachste­hend sein Bericht über die Spätneolithstation Wolfsbach originalgetreu wieder­gegeben:

1935 habe ich zum ersten Mal die Neolithstation Langmais-Irrn in Wolfsbach aufgesucht und ungefähr 14 Klingen (überwiegend schmal und auch Mikro­klingen) nebst zahlreichen Abschlägen, einigen Materialstücken, Behausteinen, einem Reibstein (ging verloren oder noch in Heinrichsreith) gefunden. Material gut- calcedonartiger Harnstein.

Der erste Besuch brachte auch mehrere Tonscherben, wohl nur kleine Stücke, und einige ZierbuckeL Bis 1938 hatte ich noch einigemale Gelegenheit, diese überaus ergiebige Station aufzusuchen, die reich an typischen Artefakten ist; ge­ringes Auftreten von Schleifwerkzeugen. Führe diesen Umstand jedoch darauf zurück, daß diese, als sozusagen in die Augen springend, von den Bauern und auch sonstigen Interessenten aufgelesen wurden. Im Laufe dieser oben angegebe­nen Zeit ergab die Station noch ungefähr 40 Klingen ... bis 6 cm Länge, 7 Kratzer, Behausteine, Spielsteine und sehr viele Tonscherben, von Freihandgefäßen überaus grobe Paste.

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Dr. Raimund Bauer (1913-2000) Höbarthmuseum der Stadt Horn

An Schleifwerkzeugen fand ich den Schneideteil eines Hammers, ein kleines Flachbeil (Gneis) und ein als Pfeilspitze erscheinendes Artefakt.

Nach dieser Zeit habe ich nach langer Unterbrechung (berufliche Abwesenheit, Kriegsgefangenschaft, Arbeitsüberlastung) im Jänner 1956 diese Station an einem schneefreien Tag bei Tauwetter aufgesucht. Nach ungefähr eineinhalbstündiger Suchzeit, begleitet von Roswitha [der 1944 geborenen, im Oktober 1967 bei ei­nem Autounfall ums Leben gekommenen Tochter), ergab sich folgendes Ergeb­nis: 11 schmale Klingen, 8 breite Klingen, 3 Hohlkratzer (Kratzerkappe), 1 schöner Reibstein, 3 Reibsteinbruchstücke, 3 Schmucksteine (Gneis), 1 benützter Bergkris­tall, 2 Bergkristallstücke, oberes Viertel eines Steinhammers mit Loch sowie zwei Nuclei (?), einige Materialstücke und zahlreiche Abfälle. An Keramik: sehr viele Tonscherben, 5 Zierbuckel in verschiedener Größe, eine Gefäßnase, durchlocht (Aufhängevorrichtung), mehrere sehr dünnwandige, aus sehr guter Paste herge­stellte Gefäßreste. An einer Stelle fanden sich sehr schöne handtellergroße Ton­scherben, die von ziemlich großen Gefäßen, auch mit Mundsaum, stammen. In­folge der tiefen Ackerung durch Traktorzug schienen an dieser Stelle bis nun unberührte, also verdeckt liegende Schichten an die Oberfläche gekommen zu sein, so daß sich diese Stücke ziemlich gut erhalten konnten und nur den Witte­rungsverhältnissen, nicht aber mechanischer Feldbearbeitung ausgesetzt waren. Vielleicht befand sich an dieser Stelle gerade die Töpferwerkstatt oder eine Feuer­stelle, die Erde war schwarz. Kohlereste oder Asche war nicht zu erkennen, da der Erdboden infolge Tauwetters total klebrig war. Auf jeden Fall ist diese Stelle bei günstigeren Verhältnissen aufzusuchen. Unter diesen Tonscherben fand sich auch ein Bruchstück mit Verzierung - Fingernagelabdrücke. Feines Material. Soweit dieser detaillierte, durchaus aufschlussreiche Bericht.

Nach der ersten aktiven, nur wenige Jahre dauernden Tätigkeit in der Feldfor­schung setzte Dr. Bauer, nach kriegsbedingter Unterbrechung, diese erst in den Fünfzigerjahren weiter fort. Letztlich kommt ihm, mehr noch als Pranz Kießling, das Verdienst zu, die engste Umgebung von Drosendorf zu einem der bestbe­kannten prähistorischen Fundgebiete Niederösterreichs gemacht zu haben.

Raimund Bauer kam am 3. August 1913 in Heinrichsreith zur Welt. Seine Eltern ermöglichten ihm den Besuch der Aufbaumittelschule in Horn, an der er 1933 maturierte. Das anschließende Jusstudium an der Universität Wien schloss er im Jahr 1938 mit der Promo­tion zum "Doctor juris" ab. Die ange­strebte Berufslaufbahn im öffentlichen Dienst begann er bei der Bezirkshaupt­mannschaft Zwettl. Schon unmittelbar nach Kriegsausbruch 1939 erreichte ihn jedoch der Einberufungsbefehl zur Deutschen Wehrmacht, der er bis zur Auflösung im Jahr 1945 angehörte. Darauf folgten noch zwei triste Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft.

Nach der Rückkehr in die Heimat meldete er sich völlig unbefangen zum

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Dienstantritt bei der Bezirkshauptmannschaft in Zwettl, musste jedoch, wie er selbst erzählte, zu seiner Verwunderung erfahren, dass er sich einem "Entnazifi­zierungsverfahren" zu stellen habe. Bei öffentlich Bediensteten war das vorge­schrieben, hätte jedoch für Dr. Bauer bestimmt keine nachträglichen Folgen gehabt. Er war aber darüber sehr verbittert, war er sich doch keiner Schuld bewusst und wollte daher diesen üblichen Formalakt nicht zur Kenntnis neh­men. Die Konsequenz war, dass er sich, eigentlich auch einem Wunsch seiner Frau folgend, auf den Bauernhof seines Schwiegervaters in Oberthürnau zu­rückzog und zum Landwirt mutierte. Das im Hinblick auf seine ausgezeichnete Qualifikation als Jurist sehr bald erfolgte Angebot zum Wiedereintritt in die Bezirkshauptmannschaft Zwettl lehnte er, man kann wohl sagen mit einer ge­wissen Sturheit, ab.

Als sein Schwiegervater 1951 starb, übernahm er dessen Bauernhof und führte die Wirtschaft bis zur Übergabe an seinen ältesten Sohn, Arnfried, im Jahr 1975. Seine Gattin Friederike, geb. Kases, hatte er 1941 geehelicht. Von den fünf Kin­dern leben noch vier.

Frau Bauer nahm, zumindest hatte man den Eindruck, das "Hobby" ihres Mannes, das "Scherbensammeln", zunächst nicht allzu ernst, ließ ihn aber ge­währen. Sie selbst hatte ganz andere, für eine Bauersfrau keineswegs gängige Interessen: Sie verfasste Gedichte in der ortsüblichen Mundart, aber auch hoch­deutsch, hinterließ volkskundliche Notizen, etwa über das dörfliche Brauchtum, beschrieb interessante Lebensläufe und stand geistig, wie ihr akademisch gra­duierter Gatte, hoch über dem für ihre Zeit in einer Landgemeinde typischen Durchschnittsniveau. Daher gebührt auch ihr, im Zusammenhang mit der Dar­stellung des Lebenswerkes ihres Mannes, ein kurzes Gedenken. Sie selbst war es auch, die sich nach der Erkrankung des Gatten große Sorgen um den Weiterbe­stand der Sammlung machte. Doch darüber noch später. Hier sei zunächst das Wirken Dr. Bauers weiter skizziert.

Kaum ein anderer Wissenschaftszweig wie der, dem sich Dr. Bauer verschrie­ben hatte, ist so sehr auf die Mitarbeit örtlicher Fachkräfte angewiesen. Gestei-

Oberthiirnau N1: 9, Gehöft der Familie Baue1; in der rechten Ecke die ,.Ausnahm" Franz Kraus!, Drosendorf

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ne, Mineralien und Fossilien lassen sich, ebenso wie Pflanzen und Tiere, sowohl ihrem aktuellen Vorkommen nach wie auch in einem späteren Rückblick eher orten als archäologische Funde. Völlig legal werden tagtäglich durch landwirt­schaftliche Arbeit, technische Eingriffe in den Boden, wie Straßen- und Eisen­bahnbau, die Errichtung von Strom- und Erdgasleitungen, insbesondere aber durch die noch immer fast ungehemmte Zersiedelung unserer Landschaft uner­setzliche Dokumente des Lebens in schriftloser Zeit zerstört.

Dazu kommt ein florierender Antiquitätenmarkt, der seit jeher durch skrupel­lose "Raubgräber" mit allem, was ein Sammlerherz begehrt, versorgt wird. Mit modernsten Hilfsmitteln kann man z. B. jede Art von Metallfunden, besonders Münzen und Schmuckstücke, Waffen, Helme u. dgl. aufspüren, die umgehend zu Geld gemacht werden. Professionelle Händler sorgen dafür, dass gewinn­trächtige Funde innerhalb weniger Tage in unsere Nachbarländer, vor allem in die Schweiz und nach Deutschland, verbracht werden. Dort tauchen sie dann nicht selten bei Auktionen auf. Dabei muss man froh sein, wenn sie, wie das immer wieder der Fall ist, in einem Museum landen und damit wenigstens für die Fachforschung greifbar bleiben.

Umso mehr verdienen es daher Persönlichkeiten hervorgehoben und gewür­digt zu werden, die danach getrachtet haben, ihre an sich legitime Sammeltätig­keit vorbehaltlos und uneingeschränkt der Wissenschaft dienstbar zu machen. Zu dieser eher raren Spezies hat Dr. Raimund Bauer gehört.

Aufbauend auf die Arbeit seines Vorbildes Kießling, dessen Lebenswerk noch immer einer - kritischen! - Auswertung harrt, konnte Dr. Bauer, unterstützt durch das gute Verhältnis zur ländlichen Bevölkerung, wesentliche neue Er­kenntnisse zur urzeitliehen Besiedlungsgeschichte des Drosendorfer Raumes beibringen. Seine stets eifrig gepflegten Kontakte zu den offiziellen Fachstellen, besonders zum Bundesdenkmalamt und zur Universität Wien, ermöglichten die Auswertung einiger seiner Funde noch zu seinen Lebzeiten. Was hier im Folgen­den versucht wird, ist eine tiefer schürfende Darstellung der Ur- und Frühge­schichte des Drosendorfer Raumes unter Miteinbeziehung der Bauer'schen Sammlungsbestände. Zuvor sind aber noch einige weitere biographische Noti­zen angebracht.

Die bereits erwähnte Hofübergabe an den ältesten Sohn zog keineswegs einen völligen Rückzug ins Ausgedinge mit sich, sondern es blieb bei einer stets hilfs­bereiten Mitarbeit, wo immer diese notwendig schien. Nur hatte der "Pensio­nist" jetzt mehr Zeit für die Ausübung seiner "Hobbys", die sich nicht nur auf das Scherbensammeln beschränkten.

Schon früh befasste sich Dr. Bauer mit den so genannten Erdställen, künst­lichen, unterirdischen Räumen, von denen es viele im gesamten Waldviertel, darunter auch einen besonders bemerkenswerten in Oberthürnau, gibt. Wie es das Leben eines an allem und jedem interessierten Menschen mit sich bringt, sammelte er im lokalen Bereich aber auch alte bäuerliche Gerätschaften, Bilder, besonders Hinterglasmalereien, Überfanggläser, Wachsarbeiten und Uhren.

Ein neues Betätigungsfeld eröffnete sich Dr. Bauer in der Stadtgemeinde Dro­sendorf, der mittlerweile die Katastralgemeinde Oberthürnau im Zuge der lan­desweiten niederösterreichischen Gemeindezusammenlegungen einverleibt worden war. Gemeinsam mit seiner Tochter Ulfhild, die an der örtlichen Haupt­schule die Fächer Englisch, Deutsch und Musik unterrichtete, etablierte sich Dr. Bauer als Stadtführer in der vom Fremdenverkehr mehr und mehr beachte-

Die Sammlung Bauer 1233

ten Grenzstadt Drosendorf. Eine Frucht der Zusammenarbeit von Vater und Tochter ist der heute noch immer gefragte, schon 1983 erschienene Drosendor­fer "Stadtführer". Wenn man ihn mit ähnlichen Produkten vergleicht, kann ihm nur echte Professionalität und wissenschaftliche Seriosität bescheinigt werden.

In den Pensionsjahren vollendete Dr. Bauer die schon früher begonnene In­ventarisierung seiner Sammlung. Seine Aufzeichnungen bildeten die Grundlage für die weiter unten erwähnte computerisierte Bestandsaufnahme durch Frau Dr. Griebl.

Nicht erwähnt wurde bisher, dass Dr. Bauer seine bedeutendsten Fundbestän­de von Anfang an wohlgeordnet in Schaukästen in der "Ausnahm", dem für die nicht mehr unmittelbar in der Wirtschaft tätigen Bewohner des schwiegerväter­liehen Hofes bestimmten Räumen, ausgelegt hatte. Er ging aber damit auch an eine breitere Öffentlichkeit, denn im Jahr 1984 wurde z. B. im damals neu gestal­teten "Grenzlandmuseum" in Raabs an der Thaya eine eigene Vitrine mit Leih­gaben von Dr. Bauer gefüllt.

Die auch derzeit noch aktuelle Neuaufstellung der prähistorischen Abteilung des Drosendorfer Kießling-Museums im Jahr 1987 durch Dr. Urban von der Universität Wien war überhaupt nur möglich und sinnvoll, weil die spärlichen Restbestände der Kießling-Sammlung mit den bedeutendsten Funden Dr. Bau­ers angereichert werden konnten. Durch die Präsentation in Raabs und in Dro­sendorf waren wesentliche Teile der Bauer'schen Sammlung nun auch breiteren Publikumskreisen zugänglich.

Ein tragisches Schicksal führte 1996 zur abrupten Beendigung des mit Aktivi­tät voll erfüllten späten Lebensweges von Dr. Bauer. Eine unheilbare Krankheit ließ ihn zum Pflegefall werden und erforderte die Überstellung in ein entspre­chendes Heim in Waidhofen an der Thaya. So hingeschrieben klingt das sehr hart, doch wer das Leben in einem von Bauernarbeit geprägten Gehöft kennt, weiß, wie schwer es ist, dort einen Menschen, den man nicht allein lassen kann,

Die Sammlungs­vitrinen in der "Ausnahm" Franz Kraus!, Drosendorf

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Überreichung der Ehrenmitglieds­urkunde an Frau Bauer durch eine Abordnung des Homer Museums­vereins, angeführt von Obmann SR Franz Wagner Franz Krausl, Drosendorf

im Haus zu haben. Das besondere Problem bestand darin, dass auch Frau Bauer mittlerweile bettlägerig geworden war, sich aber noch eine gewisse Selbststän­digkeit erhalten hatte. So war es ihr wenigstens vergönnt, den Lebensabend im Kreis der Familie zu verbringen. Nur wäre es ihr völlig unmöglich gewesen, ihrem Gatten in irgendeiner Form beizustehen.

Umso mehr verdient es hervorgehoben zu werden, dass ihr der gesicherte Fortbestand der Sammlung ihres Mannes sehr am Herzen lag. Die Tochter Ulf­hild war nicht minder besorgt und konsultierte Dr. Berg als alten Freund der Familie, was man diesbezüglich unternehmen könne. Nach einigen Überlegun­gen ergab sich der nahe liegende Gedanke, die Sammlung Bauer als eigenstän­digen Komplex dem Höbarthmuseum einzuverleiben. Drosendorf war völlig außerhalb des Höbarth'schen Interessensgebietes gelegen, gehört aber zum Be­zirk Horn, weshalb es angezeigt schien, den geographischen Bereich der vor­handenen umfangreichen ur- und frühgeschichtlichen Bestände geographisch nach Norden hin zu erweitern. Die Stadtgemeinde Horn und insbesondere der Museumsverein griffen mit beiden Händen zu und so landete die Sammlung Bauer im Höbarthmuseum.

Die EDV-unterstützte Inventarisierung unter fortlaufender Nummerierung, aber als spezieller Bestand gekennzeichnet und daher den Namen "Bauer" wei­ter tragend, nahm die Prähistorikerin Mag. Dr. Monika Griebl gemeinsam mit Thomas Böhm vor. Das bereits erwähnte, von Dr. Bauer selbst in den letzten Jahren vor seiner Erkrankung angelegte Inventarverzeichnis kam ihr dabei sehr zugute.

Bei der offiziellen Übergabe am ll. August 1998 in Oberthürnau erhielt Frau Bauer, stellvertretend für ihren Mann, vom Obmann des Museumsvereins in Horn, Schulrat Pranz Wagner, die Urkunde mit der Ernennung zum Ehrenmit­glied überreicht. Der damalige Museumsdirektor, Prof. Dr. Erich Rabl, über­brachte zugleich ein Dankschreiben des Bürgermeisters der Stadt Horn. Keiner der bei dem kleinen Festakt Anwesenden konnte ahnen, dass Frau Bauer bald darauf, noch vor ihrem Mann, in die Ewigkeit abberufen werden würde. Am

Die Sammlung Bauer 1235

15. Februar 2000 ist ihr Dr. Raimund Bauer gefolgt, doch hat er sich selbst, in Form seiner Sammlung, ein bleiben­des Denkmal gesetzt.

Als erste Abstattung der Dankes­schuld an Dr. Bauer und seine Familie wurde im Jahr 2002 im Höbarthmuse­um der Stadt Horn eine Sonderausstel­lung mit den markantesten Funden veranstaltet. Die Einrichtung besorg­ten die beiden Autoren dieses Aufsat­zes gemeinsam mit einer Reihe von Mitarbeitern, von denen besonders OStR Dr. Herbert Puschnik als Graphi­ker und der Obmann des Horner Mu­seumsvereins, Schulrat Franz Wagner, als kunstsinniger Arrangeur des rein optisch nicht unbedingt spektakulären Materials genannt seien. Die Ausstel­lungseröffnung beehrte u. a. der Vor­stand des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien, Univ.­Prof. Dr. Otto H. Urban, mit seiner Anwesenheit. Auch weitere namhafte Fach­leute, wie Univ.-Prof. Dr. Gerhard Trnka von der Wiener Lehrkanzel sowie Frau Dr. Christine Neugebauer-Maresch von der Österreichischen Akademie der Wis­senschaften, waren bei der Eröffnung anwesend. Dr. Bauer hätte sich bestimmt über das Interesse von so viel Prominenz sehr gefreut.

Natürlich war auch die Familie Bauer mit zahlreichen Mitgliedern vertreten, darunter der Bruder des Sammlers, Rudolf, der den väterlichen Hof in Hein­richsreith weiter bewirtschaftet hatte. Die Tochter Dr. Bauers, Frau Schulrat Ulfhild Krausl, dankte im Namen der etwa zwanzig anwesenden Familienange-

Oberthürnau, Flur Dassing, Siedlungsplatz des Spätneolithikums (Typus Mödling­Zöbing- ]evisovice) Raimund Bauer, Drosendorf

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Plakat der Sonderausstellung 2002 im Höbarth­und Madermuseum Höbarthmuseum der Stadt Horn

MUSEEN DER STADT HORN Höbarth- und Madermuseum

Sonderausstellung

Die Sammlung Bauer Archäologische Funde aus dem Raum Drosendorf

8. Juni- 2. November 2002 10 - 12 und 13 - 17 Uhr Montag geschlossen

Museen der Stadt Hom'Wiener Straße 4, 3580 Horn•Telefon: 02982/2372!• E-Mail: [email protected]

hörigen für die ,.liebevoll, mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen" gestaltete Ausstellung.

Am Tag nach der Eröffnung kam auch o. Univ.-Prof. Dr. Herwig Friesinger, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, eigens zur Besichtigung der Ausstellung nach Horn und fand für diese sowie für das gesamte Lebenswerk Dr. Bauers sehr anerkennende Worte.

Die Sammlung Bauer 1237

Literaturhinweise zur heimatkundliehen Tätigkeit Raimund Bauers

Haimund Bauer, Urgeschichtsforschung und prähistorische Funde im Raume Drosendorf In: Geraser Hefte, Jg. 1985/Nr. 12 (St. Pölten 1985) S. 18-19.

Haimund Bauer, Illyrisch-keltische Siedlung in Oberthümau, pol. Bez. Horn, NÖ. In: Man­nus 53 (1987) S. 351-354.

Friedrich Berg, Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung des Waldviertels. In: Mitteilun­gen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XIII (Wien 1962) s. 17-33.

Friedrich Berg, Streiflichter zur Forschungsgeschichte. In: Friedrich Berg/Hermann Mau­rer, Idole. Kunst und Kult im Waldviertel vor 7000 Jahren. Ausstellungskatalog Höbarth­museum (Horn 1998) S. 14.

Friedrich Berg, Dr. Raimund Bauer v. Siegfried. In: Waldmärker (Horn 1999) Heft 6, S. 6-7. Friedrich Berg, Dr. Raimund Bauer (1913-2000), ein verdienstvoller Waldviertier Heimat­

fOI·scher. In: UH 71 (2000) S. 227-229. [Der hier zitierte Nachruf enthält einige biographi­sche Fehler, die im vorliegenden Aufsatz richtig gestellt worden sind.]

Monika Griebi, Sammlung Dr. Raimund Bauer ins Horner Höbarthmuseum. In: Archäo­logie Österreichs 10 (1999) Heft 1, S. 23.

Pranz Kießling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte von Niederösterreich und Süd­mähren (Wien 1934).

Pranz Kießling, Drosendorf, Stadt. In: Fundberichte aus Österreich [= FÖ]. II. Band (Wien 1938) S. 241 [Wahrscheinlich erste Erwähnung der Sammeltätigkeit des .,Hochschülers Haimund Bauer"].

Ulfhild Krausi!Haimund Bauer, Drosend01f Stadtführer (Drosendorf 1983). Monika Lantschner, Spätneolithische Siedlungsfunde aus Oberthürnau, Gem. Drosendorf­

Zissersdorf, VB Horn, Niederösterreich In: Archaeologia Austriaca 74 (1990) S. 1-32. Hermann Maurer, Latenezeitliche Hallstattkultur im pol. Bezirk Horn, NÖ. In: FÖ 15

(Wien 1976) S. 91-113. Hermann Maurer, Dr. Raimund Bauer- siebzig Jahre alt. In: Hermann Maurer (Hg.),

Beiträge zur Heimatkunde (Horn 1983) S. 79-80. Hermann Maurer, Dr. Raimund Bauer- 70 Jahre alt. In: Wv 32 (1983) S 202. Hermann Maurer, Abriss der Ur- und Frühgeschichte des Waldviertels. In: Mannus 51

(Bann 1985), S. 276-325.

Eröffnung der Sonderausstellung am 7. Juni 2002. Im Vordergrund von links: SR Uljhild Kraust, Prof Her­mann Maurer und Rudolf Baue1: Ganz rechts: Hofrat D1: Friedrich Berg Martin Kalchhauser, Horn

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Hermann Maurer, Vorbildliche Heimatforschung in Niederösterreich. In: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte. Mitteilungsblatt Nr. 4 (Bann 1987) S. 31.

Hermann Maurer, Ein Miniaturgefäß der späten Bemaltkeramik von Wolfsbach, VB Horn, NÖ. In: UH 73 (2002) S. 131-133.

II. Die Funde und ihre Bedeutung

Das Such- und Fundgebiet1 von Haimund Bauer war- wie bereits festgestellt­ausschließlich seine engere Heimat, das Gebiet um die Stadt Drosendorf (Abb.l) im nordöstlichen Teil des Waldviertels. Diese Gegend erscheint als eine mit sanften Bodenwellen oder abgerundeten Kuppen bedeckte Hochebene, die lediglich durch teils tief eingeschnittene Fluss- und Bachgerinne zerfurcht ist. Der Boden besteht hier, im Gegensatz zum östlich anschließenden tiefer liegen­den Wein viertel. wo der Löß dominiert, groß teils aus Verwitterungsmaterial des Urgebirges. Die Höhenverhältnisse, es gibt nur wenige Punkte, welche 500 Me­ter Seehöhe überschreiten, weisen dieses Gebiet als Übergangsregion im Grenz­gebiet des Waldviertels zum Weinviertel aus. 2 Demnach ist hier im Gebiet um Drosendorf und Raabs eine weit geringere urzeitliehe Besiedlung nachgewiesen als in den dicht besiedelten Lößgebieten. Andererseits sind aus den höher gele­genen westlichen Teilen des Waldviertels praktisch nur Einzelfunde und ganz selten Hinweise auf vorübergehende Aufenthalte bekannt. 3

Die Besiedlung des Drosendorfer Raumes, wie wir sie heute dank der For­schungen Kießlings4 und Bauers kennen, beginnt gegen Ende der Eiszeit. Zahl­reiche .,Stationen" des so genannten Plateaulehmpaläolithikums5 bezeugen hier die Anwesenheit des Menschen, der wohl in erster Linie den reichen Mineral­vorkommen, die er für die Herstellung seiner Steingeräte benötigte, nachgegan­gen ist. Der Wildreichtum der Thayaauen erleichterte sicherlich diese Vorhaben und bot zusätzlich Anreize zum Verbleiben. Pranz Kießling hat diese sehr typen­reiche Facies des Aurignacien (etwa 30000 Jahre vor Chr. Geb.) auch als .,Drosen­dorfer Paläolithikum" bezeichnet. In der Sammlung Bauer sind einige Artefakte von der Paläolithfundstelle Nonndorf, Flur Schwarzäcker, vertreten. Möglicher-

1 Die Ur- und Frühgeschichtssammlung Bauer besteht aus 2162 Inventarnummern. Davon betreffen 1739 Nummern die Steinzeiten, der Rest (einschließlich einiger undatierter Objekte) von 423 Nummern deckt den Zeitraum von der Bronzezeit bis zur Neuzeit ab. Die Funde stammen aus elf Katastralgemeinden.

2 Vergleiche Kurt Turnovsky, Aus der Erdgeschichte Osterreichs. In: Naturgeschichte Österreichs (Wien 1976) S. 16 ff.- Leopold Kletter, Klima, Wetter, Wasserhaushalt, Ebd., S. 188 ff.

3 Anton Hrodegh, Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte des südlichen Waldviertels. In: Österreichische Kunstschätze und Altertumsstätten (Wien o. }.) S. 39 ff.- Hermann Maurer, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde des Bezirkes Zwettl. In: Sallingberger Heimatbuch (Sallingberg 1983) S. 19 ff.- Ders., Zur ältesten Geschichte des p. B. Gmünd. In: Wv 27(38) (1978) S. 153 ff. und S. 228 f.- Zur Besiedlungsgeschichte der nördlich anschließenden Böhmisch­Mährischen Höhe vergleiche die Verbreitungskarten bei Miroslav Buchvaldek za kolektiv, Archeo/ogickj atlas evropy a Ceskoslovenska (Praha 1979) S. 74 f.

• Franz Kleßling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte von Niederösterreich und Süd-Mähren (Wien 1934). Dieses grundlegende und zusammenfassende Werk Kießlings stellt den Ausgangspunkt für jede ernsthafte Beschäftigung mit der Ur- und Frühgeschichte des Raumes um Drosendorf dar.

5 Vergleiche dazu zuletzt Hermann Maurer/Anton Stummer, Neue Beiträge zum ,.P/ateaulehmpaläolithikum" des Waldviertels. In: UH 71 (2000) S. 127 ff.- Ergänzend sei hingewiesen auf Georg Kyrie, Der Eiszeitmensch in Osterreich. In: Verhandlungen der III. Internationalen Quartärkonferenz (Wien 1938) S. 70 f.

Die Sammlung Bauer 1239

weise gehören hierher auch Artefakte aus braunem Hornstein von Oberthürnau, Flur Lussfeld (Trümmelacker). Es handelt sich dabei um eine Klinge und um zwei Hobel oder Kernsteine (lnv. Nr. 13800, 13797 und 13798). Für weiter rei­chende Schlüsse wird man allerdings neue Funde abwarten müssen.

Die älteste bäuerliche Siedlungstätigkeit ist im Wald- und Weinviertel ab dem 6. Jahrtausend nachgewiesen.6 Diese Bauern des Frühneolithikums lebten vor allem auf den Lößböden klimatisch begünstigter Gebiete, wie beispielsweise des Horner Beckens. Ausgedehnte Siedlungen, dokumentiert durch Hausgrundrisse und linearverzierte Keramik, sind bekannt. Im Gebiet um Drosendorf ist bislang nur ein ganz geringer, aus der jüngeren Phase (Notenkopfkeramik) stammender Nachweis dieser bäuerlichen Kultur bekannt geworden/ Es ist dies eine Hand­voll Scherben (Abb. 2/4 u. 6) von Zissersdorf, Flur Käferäcker, die von E Kießling und R. Bauer sichergestellt werden konnten. Der genaue Fundplatz ist derzeit nicht bekannt beziehungsweise feststellbar. Jedenfalls handelt es sich dabei um keine Dorfanlage, sondern bestenfalls um ein Einzelgehöft Wahrscheinlich ha­ben hier kurzfristig Menschen gelebt, die Material für ihre Steinwerkzeuge such­ten oder als Hirten Aufenthalt nahmen.

Eine echte Besiedlung des Landes um Drosendorf erfolgte erst im Mittel- und Spätneolithikum. In diesem Zeitabschnitt erfolgte, bedingt durch eine deutliche Bevölkerungsvergrößerung, auch die Inbesitznahme und Kultivierung höher ge­legener Gebiete und schlechterer Böden und es verschob sich dadurch die Sied­lungsgrenze deutlich nach Westen. Die ersten Siedler dieser Expansion sind die Träger der Wolfsbachkultur8 gewesen. Wenn auch heute mangels fachlicher Un­tersuchungen noch immer nicht klar feststellbar ist, wann diese erstmals auf den Hochflächen um Drosendorf auftauchten, ist doch deren Zugehörigkeit zur Lengyelkultur (etwa 4800- 4000 v. Chr. Geb.) gesichert. Ältere und jüngere Kera­mikformen sind nachgewiesen. Der weitgehende Mangel an Verzierungen und manche Becherformen lassen meist eine eher späte Einordnung im Rahmen der Mährischen Bemaltkeramik als wahrscheinlich erscheinen. R. Bauer konnte wichtige Belege für diese Kulturphase in Wolfsbach I und II, Luden, Flur Holz­marter, Oberthürnau, Flur Dassing, und Unterthürnau/Drosendorf, Flur Heide, sicherstellen (Abb. 2/5, 7-12).

In die Endphase des Neolithikums (etwa um 2800 vor Chr. Geb.) datiert eine weitere Siedlungswelle, die nach einem Fundort in Mähren als Jevisovice­(Jaispitzer-)Kultur9 bezeichnet wird. Die Träger dieser Kulturform hatten an-

6 Peter Stadler, Ein Beitrag zur Absolutchronologie des Neolithikums in Österreich anhand der "C-Daten. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 102-105 (Wien 1995) S. 210 ff.

7 Auch aus dem Bereich der Böhmisch-Mährischen Höhe sind kauin hierher gehörige Funde bekannt. Vergleiche dazu Vladimir Podborsi<y s kolektivem, Vlastiveda moravska zeme a Iid. In: Praveke dejiny Moravy 3 (Brno 1993) S. 76.

" Zusammenfassend zum .. Typus Wolfsbach" vergleiche Richard Pittioni, Urgeschichte des Österreichischen Raumes (Wien 1954) S. 162 ff. und Elisabeth Ruttkay, Spätneolithikum. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 102-105 (Wien 1995) S. llO ff. -Typologisch in die ältere Phase der Lengyelkultur zu datieren sind neue Funde von Zettlitz [siehe dazu Ernst Helmstedt/Elisabeth Ruttkay, Zettlitz. In: FÖ 41 (2002) S. 576 undAbb. 262-267].

9 Anna Medunova-Benesova, ]evisovickd kultura najihozdpadni Morave. In: Studie archeologickeho ustavu Ceskoslovenske akademie ved v Brne (Praha 1977). - Zur Anhindung des niederösterreichischen Materials an das mährische Kulturgebiet ("Typus Mödling- Zöbing­Jevisovice") vergleiche Hermann Maurer, Spätneolithische Funde vom Koglberg bei Zöbing, p. B. Krems, NÖ. In: Wv 29(40) (1980) S. 15 ff. und Hermann Maurer, Oberthürnau. In: FÖ 23 (1984) S. 232.

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scheinend ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Im Gegensatz zu den Siedlungen der Wolfsbachkultur, die im freien Gelände an Bächen und Quellen situiert waren, sind diese neuen Ansiedlungen fast immer auf höher gelegenen Gelände­rücken, meist im Bereiche eines Steilabfalles, angelegt und können auch Befes­tigungswerke aufweisen. Diese Kulturform reicht in unseren Breiten von der Böhmisch-Mähfischen Höhe bis zum Dunkelsteinerwald.10 Eine Erweiterung des Siedlungsgebietes nach Westen erfolgte nach Aussage der Funde im Wald­viertel aber nicht, liegen doch die bisher bekannt gewordenen Aufschlüsse in Gegenden, aus denen auch älterneolithische Funde stammen. 11 Als bedeu­tendster Nachweis dieser Kulturform im Drosendorfer Raum gilt die Siedlung von Oberthürnau, Flur Dassing. Auch von den Fluren Obenaus und Frattinger­feld derselben Katastralgemeinde liegen einige diesbezügliche Belege vor (Abb. 3/1-13).

Die Bronze- und frühe Eisenzeit (der Zeitraum etwa zwischen 2300 und 450 vor Chr. Geb.) ist in den Siedlungsreizgebieten des Waldviertels relativ gut ver­treten, im Vergleich zum Weinviertel ist hier aber doch nur eine eher dünne Besiedlung nachgewiesen. 12 Das Gebiet um Drosendorf scheint in diesen Pha­sen kaum eine Rolle gespielt zu haben. Die Funde sind so spärlich, dass kaum vertretbare Aussagen möglich sind. Kießling konnte nur Einzelfunde namhaft machen, deren Zuordnung unsicher ist und daher fraglich bleiben muss.U Auch Bauers Funde bringen kaum eine Bereicherung. Lediglich die Gefäßreste von Oberthürnau, Flur Obenaus (Abb. 3/14), lassen eine Datierung in die frühe Bronzezeit14 zu. Eher wenig charakteristisch und auch unsicher sind einzelne Gefäßbruchstücke aus dem Gebiet der Stadt Drosendorf, die in die späte Bron­zezeit (Urnenfelderzeit) zu stellen wären. Einzelne Scherben von Oberthürnau, Ha~s Nr. 15, Flur Grabl und Wiesäcker, sowie Unterthürnau/Drosendorf, Flur Heide, die hallstättisch wirken, wird man vielleicht eher mit der späteisenzeitli­chen Besiedlung (Typus Kamegg-Poigen-Maiersch) in Zusammenhang zu brin­gen haben. 15 Die siedlungstechnisch sehr günstige Lage des Drosendorfer Stadt­gebietes ließe allerdings Besiedlungsmöglichkeiten für alle Kulturphasen dieser Breiten offen.16

Neue Siedler sind erst wieder ab dem ausgehenden 5. vorchristlichen Jahr-

10 Monlka Lantschner, Spätneolithische Siedlungsfunde aus Oberthürnau, Gern. Drosendorf­Zissersdorf, VB Horn, Niederösterreich. In: Archaeologia Austriaca 74 (1990) S. 1 ff.

11 Vergleiche zum unmittelbar westlich anschließenden Raabser Bereich neuerdings Kurt Bors/ Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Geschichte aus dem Raabser Boden (Raabs 2000) S. 7l ff.

12 Johannes-Wolfgang Neugebauer, Bronzezeit in Ostösterreich. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 98-101 (1994) S. 9 ff.- Louis D. Nebelslck, Hallstattkultur im Osten Österreichs. In: Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 106-109 (1997) S. 9 ff.

13 Kießling, Beiträge (wie Anm. 4) S. 157 ff. und S. 161 ff.- Neueregesicherte Funde stammen von Kottann [Hermann Maurer, Kottaun. In: FÖ 10 (1971) S. 26]. Auch die wenigen bronzezeitlichen Funde aus dem Raabser Raum sind nicht wirklich charakteristisch. Vergleiche dazu Bors/ Felgenhauer -Schmiedt, Geschichte (wie Anm. 11] S. 80 und Anton Kern, Oberndorf. In: FO 35 (1996) S. 434 f. undAbb. 315-328. -AntonKern, Oberndorf In: FÖ 36 (1997) S. 781 und Abb. 416-439.

14 Raimund Bauer/Hermann Maurer, Oberthürnau. In: FÖ 15 (1976) S. 165 f. 15 Auch die als hallstattzeitlich klassifizierten Funde vom Raabser Burgberg (vergleiche Bors/

Felgenhauer-Schmiedt, Geschichte [wie Anm. 11) S. 81 und Anton Kern, Oberndorf In: FÖ 35 (1996) S. 451 und Abb. 357-371. Ders., Oberndorf In: FÖ 36 [1997] S. 805 und Abb. 486-504 gehören zeitlich bereits in die späte Eisenzeit (Typus Kamegg- Poigen - Maiersch).

16 Kießling, Beiträge (wie Anm. 4) S. 8 f.

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hundert nachweisbar. 17 Die Siedlungen von Oberthürnau, Flur Obenaus und Frattingerfeld, und Rabesreith/Nonndorf, Flur Gmoahölzl, gehören hierher. Wie die vorgefundenen keramischen Reste (Abb. 4/l-3) erkennen lassen, lebten die­se Menschen in einer durch .modische Neuerungen (keltischer Stil) modifizier­ten Hallstattkultur (Typus Kamegg-Poigen-Maiersch), wie diese auch im nörd­lich anschließendem Gebiet der Böhmisch-Mährischen Höhe und südlich im Horner Becken und Kamptal vertreten ist. Es waren dies sicherlich Neuzuwan­derer, weil Anhindungsmöglichkeiten an früheisenzeitliche Siedlungsanlagen bisher nicht gefunden werden konnten. Wie lange diese Siedlungstätigkeit dau­erte, lässt sich derzeit nur schätzen. Immerhin sind von diesen Siedlungsstätten auch spätere Siedlungshorizonte bekannt, die hauptsächlich durch Kamm­strichware (Abb. 4/8) gekennzeichnet sind. Kammstrichscherben gibt es auch von Wolfsbach, Flur Hofstätten. 18 Durch diese Mittel- bis Spätlateneware ist die zeitliche Nähe zur Zeitenwende und zur germanischen Landnahme erreicht. 19

Für die nachchristliche Zeit20 würde man nun, analog zu den dicht besiedelten Nachbargebieten, auch im Drosendorfer Raum germanische Siedlungen erwar­ten. Gefunden wurde diesbezüglich bisher nichts. Aus den Jahrhunderten von Christi Geburt bis Ende des 4. Jahrhunderts sind hier bisher keine menschlichen Hinterlassenschaften bekannt geworden. Erst aus der Völkerwanderungszeit (5. Jahrhundert) gibt es eine geringe Spur. Es handelt sich dabei um vermutlich sieben Gräber, die bei Zissersdorf anlässlich des Bahnbaues angefahren wurden. Diesem Nachweis wohl eines Reihengräberfeldes wurde leider nie nachgegan­gen, sodass außer dem Bericht Kießlings und einigen Glasperlen nichts bekannt ist.21

Auch für das Frühmittelalter22 sind bisher nur wenige und relativ unbedeuten­de Funde bekannt. Die Kolonisationsvorgänge liegen weitgehend im Dunkeln. Neuerdings gibt es aber aus dem anschließenden Raabser Bereich ganz bedeu­tende Untersuchungsergebnisse zum Siedlungswesen des 9./10. Jahrhunderts.23

Für den Raum um Drosendorf sind hier vor allem die Funde von Oberthürnau wichtig. Zu nennen ist ein aus Bronze- oder schlechtem Silberdraht gearbeiteter Schläfenring (Abb. 5/1) des 9.110. Jahrhunderts, welcher der slawischen Mode zugerechnet werden kann. Einige ziemlich uncharakteristische Gefäßreste, die R. Bauer auf derselben Fundstelle auflesen konnte, sind für weiter reichende

17 Hermann Maurer, Zur Lateneforschung im niederösterreichischen Manhartsberggebiet. In: Mannus 41 (1975) S. 341 ff.- Ders., Latenezeitliche Hallstattkultur im pol. Bezirk Horn, NO. In: FÖ 15 (1976) S. 91 ff. - Richard Pittioni, Urzeit von etwa 80000 bis 15.v. Ch1: Geb. In: Geschichte Österreichs I/2 (Wien 1980) S. 186 f.

18 Haimund Bauer/Hermann Maurer, Wolfsbach. In: FÖ 19 (1980) S. 367.- Zu diesen Scherben würden auch die beiden angeblich nicht allzu weit entfernt gefundenen eisernen Lanzenspitzen [siehe dazu Wolfgang Kalchhauser, Wolfsbach. In: FÖ 26 (1987) Abb. 352 und 353] passen, doch erscheinen die Fundumstände ungeklärt.

19 Vergleiche Horst Adler, Die germanische Besiedlung Niederösterreichs. In: Germanen, Awaren, Slawen in Niederösterreich (= Katalog des Niede.rösterreichischen Landesmuseums NF 75, Wien 1977) s. 11 ff.

2° Kießling, Beiträge (wie Anm. 4) S. 193 ff. 21 Ebd., S. 213 f. 22 Allgemein vergleiche Herwig und Ingeborg Friesinger, Niederösterreich im 9. und 10. Jahrhundert.

In: Germanen, Awaren, Slawen in Niederösterreich, Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums 75 (Wien 1977) S. 103 ff.

23 Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Archäologische Wüstungsforschung in Osterreich In: Ruralia I, Pamatky archeologicke, supplementum 5 (Praha 1996) S. 251 ff.

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Schlüsse leider wenig geeignet. Immerhin weisen sie wohl auf einen Siedlungs­platz hin.

Die hoch- und spätmittelalterliche Siedlungstätigkeit, die - abgesehen von den wüstgefallenen Orten - im Wesentlichen heute noch sichtbar ist, hat natür­lich eine Menge an Überbleibseln (Abb. 5/2-4) hinterlassen. Keramische Reste der Sammlung Bauer stammen wieder von Oberthürnau und von Drosendorf. Von letzterem Ort gibt es auch bemerkenswerte neuzeitliche Materialien, wie beispielsweise Schleuder- und Kanonenkugeln als Zeugen kriegerischer Hand­lungen beziehungsweise des Schutzbedürfnisses.

Damit ist aber das Ende dieser Ausführungen erreicht. Der mittelalterliche Siedlungsausbau beendete auch hier die schriftlose Zeit. Die Bodenfunde stel­len zwar immer noch wichtige Quellen dar, die Haupterkenntnisse werden aber meist aus anderen Quellen, wie beispielsweise schriftliche Aufzeichnungen oder ganz wesentlich aus Flur- und Siedlungsformen, geschöpft. 24

111. Die wichtigsten Fundstellen der Sammlung Bauer

Im Folgenden werden die wesentlichen Fundstellen alphabetisch aufgelistet und kurz charakterisiert. Die Literaturangaben sind nicht auf Vollständigkeit ausgerichtet. Es wurden die ältesten brauchbaren Nennungen vermerkt sowie das die Sammlung Bauer betreffende Schrifttum. Die Nummerierung der Fund­stellen korrespondiert mit der auf der Übersichtskarte (Abb.1) verwendeten.

1. Autendorf, Flur Zwickelfeld Spätneolithische Siedlungsstelle rechts der Straße nach Nonndorf auf der nord­westlich des Ortes gelegenen Flur Zwickelfeld. Gefunden wurden einige Gefäß­reste, darunter ein Buttenhenkel, Silexartefakte (Klinge etc.) und ein Klopfstein.

2. Drosendorf, Altstadt Bei Sandgewinnungsarbeiten wurde etwa am Fuße der Julienhöhe aus der Thaya ein mittelalterlicher Gusstiegel (14. Jahrhundert) geborgen.

Abb. 5/4: Gusstiegel aus dunkelgrauem Graphitton in hornartiger Gestaltung. Das Stück erscheint stark abgerollt. Höhe: etwa 10,2 cm, Mundsaumdurchmes­ser: etwa 5,2 cm. Inv.-Nr. 14438.

3. Drosendorf, Stadt Beim Bau der Reihenhäuser in der Badstraße sowie beim Raabser Tor wurden zahlreiche Gefäßreste und das Bruchstück einer Reliefkachel des Hoch- und Spätmittelalters sowie der Neuzeit gefunden. Darunter befanden sich auch zwei vereinzelte Scherben (lnv.-Nr. 14202 und 14203), die bronzezeitlich (Urnenfel­derkultur?) einzustufen sind. Weiters sind aus dem Stadtgebiet (näherer Fundort unbekannt) einige Kanonen- und Schleuderkugeln der Neuzeit zu nennen. Aus dem Raum Drosendorf (der genaue Fundort ist unbekannt) stammt auch eine unfertige Axt der jüngeren Steinzeit.

2'1 Vergleiche dazu die grundlegenden Veröffentlichungen von Ernst Pleßl, Die Siedlungslandschaft

des nordöstlichen Waldviertels. Die Entwicklung des Zeilend01[es in dieser Region (Horn 1999).­Kurt Bors, Neue Perspektiven zur Siedlungsgeschichte des nördlichen Waldviertels (= Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 25, Wien 1998).

Autendorf, Flur Zwickelfeld (?) 12 2 Drosendorf, Altstadt 3 Drosendorf, Stadt 13 4 Luden, Flur Holzmarter 14 5 Luden, Flur Zuluß 15 6 Nonndorf, Flur Steinluß 7 Nonndorf, Flur Schwarzäcker 16 8 Oberthürnau, Flur Dassing 17 9 Oberthürnau, Flur Dassing

10 Oberthürnau, Flur Grab!, 18 Luisbauer-Acker 19

11 Oberthürnau, Flur Obenaus und 20 Frattingerfeld

Die Sammlung Bauer 1243

Oberthürnau, Flur Weidenleiten, Trümelacker Oberthürnau, Zollhausacker Oberthürnau, Ort Rabesreith/Nonndorf, Flur Gmoahölzl Trabersdorf, Flur Aufeid Unterthürnau/Stadt Drosendorf, Flur Heide Wolfsbach I, Flur Hofstätten Wolfsbach II, Flur Petersgraben Zissersdorf, Flur Käferäcker

Abb. l Das Fundgebiet von Dr. Raimund Bauer, Oberthürnau. Grundlage: Osterreichische Karte 1: 50 000, Blatt 7 (Groß-Siegharts) und Blatt 8 (Geras)

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Abb. 2 Jungsteinzeitliche Siedlungs- und Einzelfunde. Linear­bandkeramische Gefäßreste von Zissersdorf(4 u. 6). Bemaltkeramische Gefäßreste und Idolkopf von Wolfsbach I und II (5, 7-12). Setzkeil von Oberthürnau (1). Artefakt mit unvoll­endeter Bohrung, näherer Fundort unbekannt, Raum Drosendorf (2). Scheibenkeule von Nonndorf (3) Zeichnungen: Herbert Puschnik, Horn

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Abb. 2/2: Halbfabrikat eines Lochbeiles aus graubraunem Serpentin. Die Oberflächen erscheinen mit Ausnahme der Nackenpartie, die rau belassen wurde, glänzend geglättet. Die im Querschnitt etwa zwei Zentimeter betragende konische Bohrung ist unvollendet. Länge: etwa 11,7 cm. Inv.-Nr. 14141.

4. Luden, Holzmarter Bei der südöstlich des Ortes befindlichen Holzmarter wurden von Herrn Otto Waitz einige spätneolithische Gefäßreste, darunter ein Tüllenlöffelfragment, so­wie Silexartefakte (Klinge, Schaber) aus dem Bereich einer Siedlungsstelle der Wolfsbachkultur aufgelesen.

5. Luden, Flur Zuluß In der südlich des Ortes gelegenen Flur Zuluß befindet sich beim Pfeifer-Kreuz eine dunkel verfarbte Stelle. Hier fand Herr Otto Waitz im Jahre 1965 Gefäßreste

Die Sammlung Bauer 1245

des späten Neolithikums (Scherben mit aufgesetzten Knubben, ein Tüllenlöffel­fragment) und einen Nukleus aus Harnstein.

6. Nonndorf, Flur Steinluß Im Jahre 1975 wurden von Herrn Hans Pfeiffer in der nordwestlich des Ortes liegenden Flur Steinluß drei Artefakte aus Serpentin gefunden. Es handelt sich dabei um eine ganz erhaltene Scheibenkeule, eine fragmentierte (beim Loch gebrochene) Axt mit zugeschliffeneu Bruchflächen und ein fragmentiertes FlachbeiL Obwohl trotz intensiver Nachsuche keine weiteren neolithischen Objekte gefunden werden konnten, muss doch mit einer nahe liegenden, noch der Entdeckung harrenden Siedlungsstelle gerechnet werden.

Lit.: Haimund Bauer, Nonndorf In: FÖ 14 (1975) S. 53 undAbb. 27. Abb. 2/3: Scheibenkeule aus hellgrünem Serpentin. Sämtliche Oberflächen

sind glänzend poliert, ausgenommen tiefer liegende Partien, die dem Schleif­vorgang entgingen. Lochung ungefähr in der Mitte, konische Bohrung. Durch­messer des Objektes etwa 9, 7 cm x 8,8 cm. Durchmesser der Bohrung etwa 1,8 cm. Inv.-Nr. 14076.

7. Nonndorf, Flur Schwarzäcker Südlich des Ortes, und zwar beiderseits der Straße nach Trabersdorf, befindet sich die Flur Schwarzäcker. Im Bereich dieser Flur erstreckt sich die von F. Kieß­ling entdeckte und bekannt gemachte Station des Plateaulehmpaläolithikums. Die von R. Bauer aufgelesenen Silexartefakte, darunter drei Klingen, stammen aus der Mitte des zweiten Ackers westlich des Föhrenwaldes.

Lit.: Pranz Kießling, Das Aurignacien im Plateaulehm (Wien 1928) S. 76 ff. - Hermann Maurer/Anton Stummer, Nonndorf In: FÖ 40 (2001) S. 550 und Abb. 28-33.

8. Oberthürnau, Flur Dassing Östlich des Ortes erstreckt sich auf einem etwas erhöhten Gelände, und zwar am Rande eines Steilabfalles, die Flur Dassing. Hier entdeckte der Wiener Amateur­archäologe Heinz Nowak anlässlich eines Urlaubsaufenthaltes am 18. Mai 1970 zwei große, sich über mehrere Parzellen erstreckende und einander teils über­schneidende Siedlungsstellen des Jung- und Endneolithikums (Typus Wolfs­bach und Phase Mödling- Zöbing- Jevisovice) . Betreut wurde diese Fundstelle nach einem freundlichen Hinweis des Entdeckers in der Folge dann von R. Bauer, der eine Unzahl an Objekten auflesen und auch bei kleineren Schürfun­gen bergen konnte. Neben Resten typischer Gefäße sind auch Löffel, Spinnwir­tel und Webgewichte sowie Silexartefakte, Flachbeile und Axtnachweise - somit ein weiter Ausschnitt des Siedlungsspektrums - zu nennen.

Lit.: Monika Lantschner, Spätneolithische Siedlungsfunde aus Oberthürnau, Gem. Dro­sendorf-Zissersdorf, VB Horn, Niederösterreich. In: Archaeologia Austriaca 7 4 (1990) S. 1 ff. - Heinz Nowak, Oberthürnau. In: FÖ 15 (1976) S. 166 f.

Abb. 3/1: Randscherbe mit waagrecht abgeschnittenem Rand aus dunkelbrau­nem, steinchenhältigem Ton. Die äußere dunkelbraune Oberfläche trägt knapp unter dem Rand eine Fingertupfenleiste. Der sonst erhaltene Oberflächenbe­teich ist deutlich aufgeraut. Die innere dunkelbraune Oberfläche ist gut geglät­tet. Inv.-Nr. 13519.

Abb. 3/2: Scherbe aus dem Schulterbereich eines Gefäßes aus rotbraunem, steinchenhältigem (sandigem) Ton. Die rotbraune Außenseite trägt als Verzie-

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Abb. 3 Jung.~teinzeitliche und bronzezeitliche Siedlungsfunde. Gefäßreste, Spinnwirtel und Steinartefakte des Mödling-Zöbing­Jevisovice­Horizontes von Oberthürnau, Flur Dassing (1-8, 10-13) und Obenaus {9). Gefäßrest der frühen Bronzezeit von Oberthürnau, Flur Obenaus (14) Zeichnungen: Herber! Puschnik, Horn

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rung zwei waagrecht umlaufende, mit aneinandergereihten Eindrücken verse­hene plastische Leisten. Darunter ist die erhaltene Oberfläche aufgeraut. Die rotbraune Innenseite ist fein geglättet. Inv.-Nr. 14207.

Abb. 3/3: Randscherbe eines Gefäßes mit eingezogenem Randbereich aus dunkelbraunem, feinem Ton. Der Rand ist schräg nach innen abgeschnitten. Vom Mundsaum bis zum Schulterknick laufen waagrecht angeordnete Kanne­luren. Die Schulter trägt einen kleinen aufgesetzten SpitzbuckeL Die graubrau­ne Außenseite erscheint fein geglättet. Die glänzend geschlickerte hellbraune Innenseite ist ebenfalls fein geglättet. Inv.-Nr. 13511.

Abb. 3/4: Wandscherbe aus dem Schulterbereich eines Gefäßes aus schwar­zem, feinem Ton. Die hellbraune fein geglättete Außenseite ist etwas abgewit­tert. Sie trägt als Verzierung senkrechte und waagrechte plastische Leisten, die teils gekerbt sind, teils in dicke Knöpfe auslaufen. Die rotbraune Innenseite ist gut geglättet (vorhanden sind noch kleine Reste glänzender Glättung). Inv.-Nr. 13348.

Abb. 3/5: Wandscherbe aus dem Schulterbereich eines Gefäßes aus dunkel­braunem bis rötlichem, steinchenhältigem Ton. Die recht rau belassene rot­braune Außenseite trägt im Bereich der Schulter als Verzierung aneinanderge­reihte gebogene Leisten. Die rotbraune Innenseite ist gut geglättet. Inv.-Nr. 13349.

Die Sammlung Bauer 124 7

Abb. 3/6: Scherbe einer niedrigen weitmündigen Schale, die vom gerundeten Rand bis zum Standflächenansatz reicht. Dunkelbrauner, leicht steinchenhälti­ger Ton. Die graubraunen Innen- und Außenseiten sind fein geglättet. Der kurze Gefäßhals ist durch eine wulstförmig gestaltete Schulter deutlich vom Körper abgesetzt. Die Schulterwulst ist durch eine Fingernagelkerbreihe aufgegliedert. Inv.-Nr. 13385.

Abb. 3/7: Röhrenförmiges Objekt aus graubraunem, steinchenhältigem Ton. Die gut geglättete Oberfläche erscheint durch die beigemengten Steinehen etwas rau. Länge etwa 8,8 cm. Inv.-Nr. 13405.

Abb. 3/8: Spinnwirtel gequetscht kugeliger Form aus hellbraunem, steinchen­hältigem Ton. Die gut geglättete Oberfläche wirkt durch die herausstehenden Steinehen etwas rau. Durchmesser etwa 4,1 cm. Inv.-Nr. 13458.

Abb. 3/10: Radförmiger Spinnwirtel aus graubraunem, steinchenhältigem Ton. Die dunkelbraune Oberfläche ist fein geglättet. Durchmesser etwa 4,5 cm. Inv.-Nr. 14492.

Abb. 3/11: Trapezförmiges Flachbeil mit ziemlich gerader Schneide aus hell­grünem Serpentin. Das Stück ist mit Ausnahme des Nackens fein geschliffen, dieser ist rau belassen oder beschädigt. Länge etwa 4,3 cm. Inv.-Nr. 13445.

Abb. 3/12: Flachbeil mit rechteckigem Querschnitt aus dunkelgrünem, teils gestreiftem Serpentin. Der Nacken ist gerundet, ebenso die Schneide. Das Stück ist allseits glänzend poliert. Länge etwa 5,5 cm. Inv.-Nr. 13457.

Abb. 3/13: Flachbeil aus Quarz mit annähernd rechteckigem Querschnitt. Die Schneide ist gerade, der etwas beschädigte Nacken dürfte leicht gerundet gewe­sen sein. Das Stück ist allseits geschliffen, wirkt aber wegen der gesteinsbeding­ten "Narben" sehr uneben. Länge etwa 5,2 cm. Inv.-Nr. 13450.

9. Oberthürnau, Flur Dassing Nördlich der spätneolithischen Siedlungsfläche befindet sich auf Parzelle 316 der Flur Dassing ein kleiner Aufschluss des Jungneolithikums (Typus Wolfs­bach), der von R. Bauer im Jahre 1975lokalisiert werden konnte. Bei einer Tief­ackerung wurde eine Holzkohlenschicht angefahren, die Gefäßscherben, einen Buttenhenkel, einen Ösenhenkel und auch eine Klinge und Steinbeilfragmente enthielt.

Lit.: Raimund Bauer/Eiisabeth Ruttkay, Oberthiirnau. In: FÖ 14 (1975) S. 54 und Abb. 28 und 29.

10. Oberthürnau, Flur Grabl Westlich des Ortes befindet sich in der Flur Grab! der Luisbauer-Acker. Von hier liegt neben mittelalterlichen Keramikresten auch eine Wandscherbe einer Scha­le der "Hallstattzeit" vor (lnv.-Nr. 14169). Ob diese Objekte tatsächlich ursprüng­lich von hier stammen oder ob eher an eine sekundäre Lagerung zu denken sein wird, mag bis zu einer Bodenuntersuchung dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist hierher nachweislich von anderwärts Erde verbracht worden, was an der Stelle selbst beobachtet werden konnte und auch seitens Ortskundiger bestätigt wurde. Wie auch immer, die Objekte wurden sicherlich nicht allzu weit ver­schleppt und stammen wohl aus der näheren Umgebung. Eine weitere "hallstät­tische" (urnenfelderzeitliche?) Scherbe (Inv.-Nr. 14383) stammt von Ober­thürnau Nr. 15 und wurde mit mittelalterlichen Scherben bei Erdaushubarbei­ten gefunden.

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11. Oberthürnau, Flur Obenaus und Frattingerfeld Nordwestlich des Ortes befindet sich in den Fluren Obenaus und Frattingerfeld, direkt an der heutigen Staatsgrenze, eine ausgedehnte urzeitliehe Siedlungsflä­che, die R. Bauer im Jahre 1963 entdeckt hat. Zur ältesten Besiedlungsphase gehören Gefäßreste und Steinartefakte (Abb. 2/1 und 3/9) des Jung- und End­neolithikums. Erwähnt seien der Rest eines Hakenlöffels (Inv.-Nr. 14322) und grobtonige Scherben mit aufgesetzten Griffwarzen und auch mit Fingertupfen­leisten und unregelmäßiger Ritzlinienverzierung. Durchaus bedeutend scheint auch die Siedlungstätigkeit in der frühen Bronzezeit gewesen zu sein, wie zahl­reiche Gefäßscherben (Abb. 3/14) zeigen. Größere Siedlungen bestanden hier in der späten Eisenzeit (Abb. 4), und zwar sowohl in der frühen als auch mittleren bis späten Latenekultur. Zu nennen sind neben der typischen Gefäßkeramik auch eine Glasperle, Eisenobjekte, Schleifsteine sowie Eisenschlacken. Letztere weisen wohl auf eine lokale Eisenverhüttung hin.

Lit.: Hermann Maurer, Oberthümau. In: FÖ 14 (1975) S. 122 ff. und Abb. 177-179.­Ders., Latenezeitliche Hallstattkultur im pol. Bezirk Horn, NO. In: FÖ 15 (1976) S. 91 ff. -Raimund Bauer/Hermann Maurer, Oberthümau. In: FÖ 15 (1976) S. 165 und Abb. 45-47. -Dies., Oberthümau. In: FÖ 16 (1977) S. 380 und Abb. 213 und 214.- Hermann Maurer, Oberthürnau. In: FÖ 23 (1984) S. 232 und Abb. 92-95.

Abb. 211: Setzkeil aus graubraunem Serpentin. Die Oberflächen sind gut (glänzend) geglättet, die Nackenfläche erscheint abgeklopft. Die Bohrung ist leicht konisch. Zahlreiche Beschädigungen (Narben, Kratzer) erscheinen alt, sie dürften aus der Zeit der Verwendung, teils auch noch von der späteren Pflugtä­tigkeit stammen. Erst im 20. Jahrhundert entstanden die großflächigen Absplit­terungen. Die Finderin, die so genannte "Binder-Hanslin", schäftete nämlich das Stück um 1965 und verwendete es zum Hacken von Reisig. R. Bauer tauschte es gegen eine moderne eiserne Hacke ein! Das zersplitterte Stück setzte er wieder- soweit noch möglich- zusammen. Länge etwa 16,4 cm, Lochdurch­messer etwa 3,4 cm. Inv.-Nr. 13746.

Abb. 3/9: Artefakt aus graubraunem Chalzedon. Unregelmäßiger Abschlag mit ganz erhaltenem Schlagbuckel und einseitiger Arbeitskante mit dorsalen und ventralen, leicht übergreifenden Retuschen. Länge etwa 5,4 cm. Inv.-Nr. 13940.

Abb. 3/14: Randscherbe einer weitmündigen Schüssel mit waagrechtem, nach außen und innen ausgezogenem Rand aus hellbraunem, ganz feinem Ton. Die hell- bis dunkelbraune Außenseite erscheint wenig geglättet bzw. aufgeraut. Knapp unterhalb des Randes sitzt ein waagrecht gelochter englichtiger Band­henkel. Die dunkelbraune Innenseite ist fein geglättet. Inv.-Nr. 13929.

Abb. 4/1: Randscherbe einer Braubacher Schale aus ganz feinem, graubrau­nem Ton. Die schwarzen Oberflächen sind glänzend geglättet. Inv.-Nr. 13841.

Abb. 4/2: Randscherbe aus graubraunem, steinchenhältigem Ton. Die äußere graubraune Oberfläche ist glänzend geschlickert, die innere hellbraune ist gut geglättet. Außen ist im Schulterbereich eine umlaufende Reihe dreieckiger Ein­drücke als Verzierung vorhanden. Daran anschließend sind beidseits eines von innen nach außen gedrückten Buckels Gruppen von senkrechten parallelen Glättlinien erhalten. Inv.-Nr. 13849.

Abb. 4/3: Wandscherbe einer innenverzierten Schale oder Schüssel aus grau­braunem, steinchenhältigem Ton. Die Außen- und Innenseiten sind glänzend graphitiert. Innen sind lineare Muster vorhanden, und zwar mit ganz feinen Strichen gefüllte Linienbänder und Partien mit sich kreuzenden, parallel ange­ordneten tief eingeritzten Liniengruppen. Inv.-Nr. 13852.

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Abb. 4/4: Rest eines kleinen Topfes aus hellbraunem, sandigem Ton. Die hell­braunen Oberflächen sind gut geglättet. Der Randbereich ist leicht ausladend, die Standfläche gut abgesetzt. Höhe etwa 3,4 cm, Standflächendurchmesser etwa 4,3 cm. Inv.-Nr. 13844.

Abb. 4/5: Schleifstein langovaler Form mit annähernd rechteckigem Quer­schnitt aus grauem Tonschiefer. Länge etwa 13,1 cm. Inv.-Nr. 13999.

Abb. 4/6: Ringförmige Glasperle. Die Oberfläche trägt einen braunen Über­zug. Das Glas (Farbe?) ist nur an einer Stelle (Beschädigung) sichtbar. Eine Datierung dieses Objektes in die späte Eisenzeit ist zwar in Bezug auf das Fund-

Abb. 4 Späteisenzeitliche Siedlungsfunde (Gefäßreste, Glasperle, Steinartefakte) von Oberthürnau, Flur Obenaus/ Frattingerfeld (1 -8) Zeichnungen: Herbert Puschnik, Horn

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milieu nahe liegend, ein verbindliches Ergebnis könnte aber nur die Unter­suchung des Glases und des Überzuges (Patina?) bringen. Durchmesser etwa 2,4 cm. Inv.-Nr. 13869.

Abb. 4/7: Bruchstück eines Schleifsteines aus weißem Sandstein. Das Stück war ursprünglich länglich gestaltet und hat einen ovalen Querschnitt. Das obere Ende weist eine Lochung auf und zwei Kerben, letztere sind als Verzierung anzusehen. Länge etwa 4,9 cm. Inv.-Nr. 13737.

Abb. 4/8: Randscherbe einer Kammstrichschüssel aus Graphitton. Die hell­bis dunkelgrauen Oberflächen sind gut geglättet. Außen sind die Reste einer typischen Kammstrichverzierung erhalten, die leicht gewellt ist. Inv.-Nr. 13984.

12. Oberthürnau, Flur Weidenleiten Südwestlich des Ortes befindet sich in der Flur Weidenleiten der Trümelacker. Von hier liegen einige wenige Reste einer endneolithischen Siedlung vor. Zu nennen sind Gefäßbruchstücke (eine Scherbe trägt eine aufgesetzte Knubbe) und Hornsteinartefakte.

13. Oberthürnau, Zollhausacker Nordöstlich des Ortes, rechts der Straße nach Fratting, befindet sich der Zoll­hausacker. Hier fand R. Bauer einige jungneolithische Scherben. Erwähnens­wert ist aber nur ein ButtenhenkeL Nicht allzu weit entfernt von dieser Stelle wurde bereits 1938 ein Siedlungsplatz dieser Zeit angefahren.

Lit.: Haimund Bauer/Hermann Maurer, Oberthürnau. In: FÖ 17 (1978) S. 23 f. und Abb. 93-99.

14. Oberthürnau, Ortsbereich Im Jahre 1973 wurden auf der Gartenparzelle 22 des Anwesens Nr. 15 (Besitzer Landwirt Rudolf Kranzl) Erdaushubarbeiten für einen Stallbau durchgeführt. Dabei wurde eine Stelle angefahren, die aus schwarzer speckiger Erde bestand. In dieser Erde wurden wohl bereits in sekundärer Lagerung Objekte verschiede­ner Zeitstellung gefunden. Ein kleiner Gefäßrest (Inv.-Nr. 14382) mit aufgesetz­ter Knubbe dürfte spätbronzezeitlich (Urnenfelderkultur) zu datieren sein. In das 9./10. Jahrhundert nach Christi Geburt gehören einige Scherben und ein Schläfenring (Abb. 5/1). Der Großteil der Gefäßreste datiert in das Hoch- und Spätmittelalter.

Etwa in den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden bei Erdaus­hubarbeiten für einen Neubau im Hofe des Hauses Oberthürnau Nr. 4 eine größere Menge mittelalterlicher Gefäßreste (14./15. Jahrhundert) geborgen. Zu nennen sind vor allem Gefäßreste mit Töpferstempel, aber auch mit Schnittver­zierung. Ein Teil dieser Keramik dürfte aus lokalen Töpfereien stammen, wie bestimmte Gefäßformen vermuten lassen (Abb. 5/2 und 3) .

Lit.: Haimund Bauer/Hermann Maurer, Oberthürnau. In: FÖ 17 (1978) S. 386 und Abb. 515 und 516.- Dies., Oberthürnau. In: FÖ 20 (1981) S. 560 ff. und Abb. 759-763.

Abb. 511: Schläfenring (etwas deformiert), aus einem etwa zwei Millimeter dicken Bronze- (Silber-?)draht mit rundem Querschnitt hergestellt. Das eine Ende ist glatt, das andere dagegen breit ausgehämmert und schleifenartig einge­rollt. Durchmesser etwa 4,1 cm. Inv.-Nr. 14426.

Abb. 5/2: Randscherbe eines Topfes aus Graphitton (Drehscheibenware). Die hell- bis dunkelgrauen Oberflächen sind gut geglättet. Der nach außen umge-

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Die Sammlung Bauer 1251

Abb.S Mittelalterliche Siedlungs- und Einzelfunde. Slawischer Schläfenring von Oberthürnau (1). Hoch- bis spät­mittelalterliche Gefäßreste (2-3) von Oberthürnau und Gusstiegel von Drosend01fl Thaya (4) Zeichnungen: Herbert Puschnik, Horn

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schlagene Rand trägt auf der Oberseite eine einfache u-förmige Töpfermarke. Inv.-Nr. 14348.

Abb. 5/3 Halsteil eines Kruges aus grauem, kalkstcinchengemagertem Gra­phitton (Drehscheibenware). Die grauen Oberflächen sind gut geglättet. Der Rand ist ausladend. Knapp unterhalb des Randes setzt ein Weitliehtiger Band­henkel an, der bis zur Schulter reicht. Der obere Bandhenkelbereich trägt eine kreuzförmige Töpfermarke. Inv.-Nr. 14436.

15. Rabesreith/Nonndorf, Flur Gmoahölzl Östlich des Ortes Rabesreith befindet sich im Bereiche des "Gmoahölzls" eine ausgedehnte späteisenzeitliche Siedlungsstelle, die auch noch in das Gebiet der Katastralgemeinde Nonndorf reicht. Diese Siedlungsstelle wurde von R. Bauer im Jahre 1964 lokalisiert. Es sind hier frühlatt~nezeitliche Siedlungshorizonte (Typus Kamegg- Poigen- Maiersch), aber auch mittel- bis spätlatt'\nezeitliche Siedlungstätigkeiten (Kammstrichware) nachgewiesen.

Lit.: Raimund Bauer/Hermann Maurer, Rabesreith. In: FÖ 19 (1980) S. 458 und Abb. 407-412.- Kurt Bors, Rabesreith/Nonndorf In: FÖ 38 (1999) S. 803 und Abb. 351-362.

16. Trabersdorf, Flur Aufeid Südlich des Ortes befindet sich in der Flur Aufeid der zum Gute gehörende so genannte Schneideracker. Dieser liegt rechts des Weges Trabersdorf - Primers­dorf. Hier fand H. Lamatsch nahe beim Steinkreuz eine Pfeilspitze, zwei Klingen und zwei Nuklei, alles aus Harnstein. Die Funde deuten wohl auf eine spätneoli­thische Siedlung im Umfeld.

17. Unterthürnau/Stadt Drosendorf, Flur Heide Östlich von Unterthürnau, nahe der Kote 452, entdeckteR. Bauer um 1935 eine Siedlungsstelle im Nahbereich des .. Jagabründls". Auch F. Kießling waren aus dieser Gegend schon neolithische Funde bekannt. Zu nennen sind aus der Sammlung Bauer Gefäßreste, Löffelbruchstücke, Spinnwirtel, Fragmente von Fußgefäßen und Tongewichten, Silexartefakte und Steinbeilnachweise. Diese Funde erlauben eine Datierung in das Jungneolithikum (Wolfsbachkultur).

Lit.: Pranz Kießling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte (Wien 1934) S. 131. -Ders., Drosendorf In: FÖ II (1938) S. 241. - Raimund Bauer/Elisabeth Ruttkay, Un­terthürnau. In: FÖ 14 (1975) S. 65 f. undAbb. 71-77.

18. Wolfsbach I, Flur Hofstätten Etwa südöstlich des Ortes befindet sich in der Flur Hofstätten ein kleiner Sied­lungsplatz hauptsächlich der späten Bemaltkeramik. Lokalisiert wurde dieser im Jahre 1904 durch Pranz Kießling. Raimund Bauer konnte hier zahlreiche typische Materialien sicherstellen, welche das Inventar dieser Siedlung deutlich erweitern.

Lit.: Pranz Kießling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte (Wien 1934) S. 94 ff. -Raimund Bauer/Elisabeth Ruttkay, Wolfsbach. In: FÖ 14 (1975) S. 68 ff. und Abb. 87-92.­Anton Stummer, Wolfsbach. In: FÖ 16 (1977) S. 330. - Raimund Bauer/Hermann Maurer, Wolfsbach In: FÖ 19 (1980) S. 367 und Abb. 235-237.

Abb. 2/5: Idolkopf aus graubraunem, feinem, etwas sandigem Ton. Die gut geglättete Oberfläche erscheint durch die winzigen Steinehen etwas rau. Der Kopf ist im oberen Teil beschädigt. Auch der Gesichtsbereich ist nur mehr

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andeutungsweise vorhanden. Die Ohren waren möglicherweise gelocht. Der lange Hals ist zylindrisch gestaltet. Erhaltene Höhe etwa 3,5 cm. Inv.-Nr. 12450.

Abb. 2/8: Scherbe aus dem Rand- und Schulterbereich eines Kleingefäßes aus feinem, schwarzem Ton. Die fein geglättete Außenseite ist graubraun, ebenso die sorglos behandelte Innenseite. Auf der deutlich ausgeprägten Schulter ist als Verzierung eine Kerbreihe vorhanden. Inv.-Nr. 12551.

Abb. 2/10: Randscherbe aus schwarzem, sandigem Ton. Die graubraunen Oberflächen sind gut geglättet. Der Rand trägt eine umlaufende Kerbreihe. Inv. -Nr. 12530.

19. Wolfsbach II, Flur Petersgraben Südlich des Ortes liegt in der Flur Petersgraben, auch Lange-Mais-Irren ge­nannt, eine Großsiedlung hauptsächlich der späten Bemaltkeramik. Zur Sied­lung Wolfsbach I besteht Blickkontakt und auch auf den Feldern dazwischen sind immer wieder spärlich zeitgleiche Streufunde festzustellen . Auch diese Fundstelle wurde von E Kießling entdeckt, und zwar im Jahre 1905. Ab 1935 hat hier auch R. Bauer gesucht (vergleiche dazu bereits Kapitel I) und eine große Zahl wichtiger Materialien aufgelesen. Dadurch steht die namengebende Fund­stelle des Typus Wolfsbach (Wolfsbachkultur, Wolfsbachien, Wolfsbachgruppe) auch bei Fehlen moderner Untersuchungen der Forschung für neue Erkenntnis­se zur Verfügung.

Lit.: Pranz Kießling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte (Wien 1934) S. 94 ff. -Heinz Nowak, Wolfsbach. In: FÖ 15 (1976) S. 180 f. und Abb. 93-95. - Haimund Bauer/ Hermann Maurer, Wolfsbach. In: FÖ 16 (1977) S. 331 und Abb. 122 und 123.- Hermann Maurer, Wolfsbach. In: FÖ 16 (1977) S. 331 ff. und Abb. 124-131. - Haimund Bauer/ Hermann Maurer, Wolfsbach. In: FÖ 19 (1980) S. 367 und Abb. 239-247. - Heinz Nowak, Wolfsbach. In: FÖ 20 (1989) S. 335 und Abb. 225-226. - Hermann Maurer/Pranz Krausl, Wolfsbach. In: FÖ 41 (2002) S. 574 f. undAbb. 255.

Abb. 2/7: Randscherbe einer Schüssel mit knopfartigem Aufsatz aus graubrau­nem, stark steinchen- und glimmerhältigem Ton. Die gut geglättete Außenseite erscheint dunkelgrau, die rau belassene (abgewitterte) Innenseite hellgrau. Inv.-Nr. 12686.

Abb. 2/9: Randscherbe eines Gefäßes mit trichterartig gestalteter Halspartie aus rotbraunem, steinchen- und glimmerhältigem Ton. Die graubraunen Außen- und Innenseiten sind fein geglättet. Knapp unterhalb des Randes ist außen eine waagrechte Kerbreihe als Verzierung angebracht. Inv.-Nr. 12693.

Abb. 2/11 : Bruchstück eines Hakenlöffels aus ganz feinem, hellgrauem bis rötlichem Ton. Die Oberflächen sind ganz fein geglättet. Vorhanden ist der hakenförmig gestaltete Stiel des Löffels. Inv.-Nr. 12783.

Abb. 2/12: Bruchstück eines Hakenlöffels aus ganz feinem, hellgrauem Ton. Die ganz fein geglättete Oberfläche ist gelb bis rötlich. Vorhanden ist der bei­derseits abgebrochene StielteiL Es fehlt der Haken, vom Gefäßkörper ist nur der Ansatz erhalten. Inv.-Nr. 12780.

20. Zissersdorf, Flur Käferäcker Westlich des Ortes liegt in der Flur Käferäcker (Parz. 1043) ein !deiner Siedlungs­platz (?) der späten Linearbandkeramik. Vom Besitzer Pranz Pind und seinem Nachfolger Fritz Pind wurden hier im Laufe der Jahrzehnte einige wenige noteil­kopfverzierte Gefäßreste und sonstige in diesen Horizont zu stellende kerami­sche Bruchstücke, Silices (darunter eine Klinge) , ein Flachbeil und Schuhleis-

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tenkeile gefunden. Die Objekte gelangten in die Sammlung Kießling, die späte­ren Funde in die Sammlung Bauer.

Lit.: Franz Kießling, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgeschichte (Wien 1935) S. 128 ff.­Ders., Zissersdorf In: FÖ II (1935/38) S. 158.- Haimund Bauer/Elisabeth Ruttkay, Zissers­dorf In: FÖ 14 (1975) S. 71 und Abb. 101 und 104.- Haimund Bauer/Hermann Maurer, Zissersdorf In: FÖ 17 (1978) S. 251 und Abb. 128-133.

Abb. 2/4: Randscherbe eines Kumpfes aus braunem, leicht steinchen- und vegetabilienhältigem Ton. Die graubraunen Oberflächen sind gut geglättet, wir­ken aber durch die vergangenen und verkohlten pflanzlichen Rückstände etwas rau. Außen ist ein lineares Muster tief eingeritzt, das durch ganz schwach ange­deutete Notenköpfe ergänzt wird. Inv.-Nr. 14113.

Abb. 2/6: Wandscherbe mit aufgesetztem, senkrecht gelochtem Lappenhenkel aus feinem, schwarzem, etwas vegetabilischem Ton. Die gut geglätteten Ober­flächen erscheinen hell- bis dunkelbraun. Inv.-Nr. 14112.


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